Das heutige Tansania gehörte von 1885-1918 zur
deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Von der Ostküste drangen die
Kolonialisten immer weiter ins Landesinnere vor und gründeten um
1890 am Lake Nyasa den Ort Sphinxhafen – das heutige Liuli. Die Namensgebung
kommt von einer Felsformation, die an eine Sphinx erinnert.
Auf dem Lake Nyasa hatte die deutsche Schutztruppe 1893 ein
Polizei- und Zollschiff, die „Hermann von Wissmann“ stationiert.
Ursprünglich zur Überwachung und Bekämpfung des Sklavenhandels
eigesetzt, wurde es auch ein Transportschiff zu den anderen Häfen am Lake
Nyasa eingesetzt. Zu Beginn des ersten Weltkriegs wurden im August
1914 der Kapitän und der Maschinist des Schiffs von britischen Truppen
gefangen genommen. Erst dadurch erfuhr die deutsche Besatzung vom
Kriegsausbruch.
Nach dem Ende des ersten Weltkriegs ging Liuli
in britisches Verwaltungsgebiet über. Ab 1962 war das heutige Festland
Tansania und damit auch Liuli unabhängig als Republik Tanganjika.
Schon zwei Jahren darauf, am 26. April 1964, wurde Tanganjika, vereinigt mit
dem Inselstaat ansibar zur "Vereinigten Republik von Tansania".
Jüngere Geschichte: Liuli war bis Anfang der 2000er Jahre nur über
sehr abenteuerliche Pisten zu erreichen. Die Schotterpiste am See von Mbamba
Bay existierte nicht, so dass sich Geländewagen quer durch die Vegetation,
teilweise über sehr abenteuerliche Brücke oder durch Flussbetten
hindurch nach Liuli kämpfen mussten – alleine schon um die
Materialversorgung des Krankenhauses sicherzustellen. Es existierte
bis ca 2005 kein Mobilfunknetz, so dass Telefonate über Operatoren von der
Post aus geführt werden mussten. Patienten erreichen das
Krankenhaus entweder zu Fuß oder mit einem Einbaum am Seeufer. Eine
Stromversorgung gab es nicht bis zur Installation der ersten
Solaranlage am Krankenhaus Ende der 90er Jahre. Trinkwasser wurde mit
Kanistern aus dem See geholt.
Seit Mitte der 2000er Jahre
kämpfen die Mobilfunkanbieter um jeden Kunden und selbst in entlegensten
Regionen wie in Liuli sprießen die Masten wie Pilze aus dem Boden.
Die Piste am See wird mehr oder weniger instandgehalten, so dass ein
Transport mit einem Einbaum nicht mehr notwendig ist. Viele
Menschen in der Region teilen sich ein Moped oder bieten Fahrdienste darauf
an. Es ist eine Frage der Zeit, bis auch die Strecke am Lake Nyasa
asphaltiert sein wird