Im August 2023 wurde am St. Anne’s Krankenhaus ein Neugeborenen-Reanimationstraining etabliert. Zwei Volontär:innen, die vor ihrem Medizin- bzw. Physiotherapiestudium eine Ausbildung zur:m Notfallsanitäter:in gemacht haben, konzipierten gemeinsam mit dem hochinteressierten und sehr erfahrenen Anästhesietechniker Mr. Bernard eine Übungsstunde für das Krankenhauspersonal und alle Volontär:innen. Was für viele vielleicht auf den ersten Blick nach einer Nischenkompetenz klingt, ist in Wahrheit viel zu häufig die brutale Realität im St. Anne’s Krankenhaus. Viele Neugeborene benötigen direkt nach der Geburt Beatmungs- und manchmal auch Kreislaufunterstützung. Woran liegt das? Die Kaiserschnittrate betrug hier im letzten Jahr ca. 43%. In Liuli bedeutet dies, dass 43% der Neugeborenen unter der Einwirkung des Narkosemedikaments Ketanest das Licht der Welt erblicken. Ketanest ist ein etabliertes Notfall- und Narkosemedikament in vielen Ländern der Welt, da es nicht nur schmerzstillend, sondern auch bewusstseinsdämpfend wirkt, ohne dabei die Schutzreflexe (u.a. Atemreflex, Schluckreflex, Hustenreflex) zu beeinträchtigen. Letzteres ist ein riesiger Vorteil gegenüber anderen Narkosemedikamenten, denn unter Verwendung von Ketanest muss bei der Mutter keine Atemwegssicherung oder Beatmung durchgeführt werden. Leider bekommt aber das Kind über die Nabelschnurgefäße eine ordentliche Dosis Ketanest ab. Dazu kommt, dass die meisten Kaiserschnitte hier bei Risikoschwangerschaften mit Geburtskomplikationen durchgeführt werden. Nach der Geburt sind die Kinder deshalb oft sehr schlaff und die Atmung träge. Zur Senkung der Kindersterblichkeit ist es daher sehr wichtig, die Neugeborenenreanimation regelmäßig zu trainieren, um im Ernstfall vorbereitet zu sein. Bisher musste das Personal für ein solches Training in das weit entfernte Mbinga fahren. Durch die nun vorhandene Trainingspuppe und dank Mr. Bernard und den beiden Volontär:innen kann das Training ab jetzt in regelmäßigen Abständen direkt im St. Anne’s Krankenhaus angeboten werden. Eine Flow Chart mit den wichtigsten Schritten hängt zukünftig im Operations- und im Kreißsaal aus.